What we owe the future

oder besser: Lasst uns alle Szenarien durchgehen, wie die Menschheit zu Grunde gehen könnte…

Bewertung: 2 von 5.

Oh Weh, wo soll ich da anfangen. Also erstmal habe ich mir das Buch gekauft, nachdem es auf dem YouTube Kanal von Kurzgesagt beworben wurde. Den mag ich ganz gerne, hab auch ein anderes Buch im Regal, welches auch auf dem Kanal beworben wurde und ich wirklich lehrreich fand. Leider kann ich das von What we owe the future nicht sagen. Es war ganz schwierig für mich, schon ab dem ersten Kapitel, bis zum Schluss durchzuziehen.

Lasst mich aber erstmal die positiven Seiten raussuchen. Ein paar interessante Infos konnte ich für mich dann doch ausfindig machen. Zum Beispiel, dass die Labore, in denen Viren gezüchtet werden, ein größeres Risiko darstellen als ich erwartet hätte, oder dass der dritte Weltkrieg wahrscheinlicher ist als gedacht. Aber auch Dinge, die den Optimismus schüren, wie die unglaubliche Erholung der Bevölkerung Hiroshimas nach dem Atomangriff, oder Dinge, über die ich nie nachgedacht hatte, dass mit höherer Bevölkerung auch mehr Erfindungen einhergehen.

Positiv fand ich auch, dass das Leid der Nutztiere in der Industrie einmal detailreich wiedergegeben wurde. Das war mir so nicht bewusst und bestärkt mich weiter darin, kaum Fleisch zu essen. Etwas, das mir schon vorher klar war, aber ich noch nicht dazu kam es umzusetzen: spenden bringt mehr als persönliche Verhaltensänderungen (wie Veganismus/Vegetarismus). Nach meinem Japan-Urlaub neulich wollte ich auch damit anfangen. In Japan spendet man für gewöhnlich wesentlich öfter als hier in Deutschland. Eine Sache, die die Deutschen zum Klimaschutz beigetragen hatten (was ich auch noch nicht wusste): unsere Solarpanel-Industrie hat so viel produziert, dass der Preis dafür stark gesunken ist. Das führte dazu, dass mehr Parks gebaut werden können. Und last but not least, wir sollten alle wählen gehen. Die Regierung bewegt so viel Geld, dass der Gang zu Wahlurne die kleine Wahrscheinlichkeit den Kurs davon zu beeinflussen auf jeden Fall wert ist

Der Autor versucht einen hier ganz klar davon zu überzeugen, dass die Menschheit sehr wertvoll ist und diese daher um jeden Preis vor dem Aussterben zu bewahren sei. Fand ich für mich persönlich ganz schlimm, denn damit stimme ich nicht überein. Tut mir leid, aber ich mag Menschen nicht. Ich denke nicht, dass es so ein großer Verlust wäre, würden die Menschen den Klimawandel nicht überleben. Selbst wenn unser Planet daran zu Grunde geht, ich glaube nicht an einen höheren Sinn, von daher ist es völlig Wurscht was hier passiert. Und dass vor allem die Menschheit so einen großen Mehrwert bietet bezweifle ich erst recht. Gerade der fehlende Respekt und die Selbstüberschätzung der Menschen hat uns ja gerade in diese Situation gebracht, in der wir gerade sind. Wie man sieht ist es eine sehr philosophische Frage auf welcher Seite man sieht.

Witzig fand ich auch, dass der Autor selbst seine Meinung im laufe des Buches ändert XD. Da hab ich auch gedacht ich hab mich verlesen. Innerhalb der ersten Kapitel wirft er den Menschen vor, für das größte Massensterben seit den Dinosauriern verantwortlich zu sein und am Ende rechnet er das Leid der Nutztiere und der wildlebenden Tiere dem Glück der Menschen gegen. Er kommt zu dem Schluss, dass das Leid doch ein hinnehmbares Übel sei und gar nicht so schlimm. Da habe ich laut lachen müssen. Er behauptet außerdem die Wildtiere würden mindestens genau so leiden, wie die Nutztiere in der Industrie. Deren Leid wäre also so oder so vorhanden. Ähm… ne. Die Qual der Nutztiere ist menschen-gemacht und somit vermeidbar. Die Wildtiere leiden durchaus auch, aber wenigstens auf natürliche Weise, wenn man das so sagen kann. Es wäre also nicht in unserer Hand es zu verhindern. Außerdem gäbe es ohne die Massentierhaltung wesentlich weniger leidende Tiere auf der Welt, wodurch seine Rechnung nicht aufgeht, in meinen Augen.

Auch ganz schlimm fand ich die Kapitel über die ganzen Endzeit-Szenarien, wie denn unsere Spezies verenden kann. Wir sollen doch noch bisschen Kohle und Gas übrig lassen, falls die Menschheit sich nochmal erholen muss. Bis ins kleinste Detail wurde hier durchexerziert, wie man alles sterben kann. Das alles kam mir vor, als ob ich vor einem Streitgespräch sitze und mir alle möglichen Horrorszenarien ausdenke, wie es schief gehen kann. Und wisst ihr welche davon dann wahr wird? Genau! Keine davon. Man macht sich also Stress um nichts. Wodurch ich von dem Buch auch hier nicht abgeholt werden konnte, da mir die Sorgen um ausgedachte Katastrophen eher überflüssig und nicht ratsam erscheinen.

Es wird auch die Frage diskutiert was schlimmer wäre, nie existiert zu haben oder in völligem Leid zu leben. Er geht hier auf die Asymmetrie ein, welche in der Philosophie dazu besteht. Denn neutral betrachtet ist die Nichtexistenz der Existenz immer vorzuziehen, egal wie glücklich oder unglücklich man in der Existenz wäre. Das heißt nicht, dass man sich das Leben nehmen sollte, nur dass es besser wäre von vornherein nie gelebt zu haben. Warum? Leben ist immer mit Leid verbunden und es gibt keine Garantie dafür, dass man je in seinem Leben glücklich ist. Demnach wäre es, statistisch gesehen, besser nicht zu existieren. Als gutes Beispiel hatte ich dazu mal gehört: Man solle sich vorstellen, wir hätten Marsmenschen gefunden. Die leben auf dem Mars aber in vollkommenen Leid unter den Bedingungen dort. Rein intuitiv würde man also sagen lieber gar keine Marsmenschen als welche, die jeden Tag am Boden kriechen. Denn hier spielt auch der Nihilismus mit rein. Ob es Marsmenschen nun gibt oder nicht, ist, von der Ferne betrachtet, nicht relevant. Es ist also wieder eine subjektive Frage, auf welcher Seite man steht und hier stehe ebenso auf der gegenteiligen des Autors.

Als ich zum letzten Teil des Buches kam, wo es endlich um die Frage ging, die mich die ganze Zeit beschäftigt hatte, nämlich Warum, konnte es mich erneut nicht überzeugen. Ich hätte es besser gefunden, die Frage gleich zu Anfang zu diskutieren. Ich finde es besser, wenn die Motivation das Buch zu lesen am Anfang des Buches zu finden ist.

Etwa in der Mitte diskutiert er die Gefahr des „value lock-in“, also die Gefahr, dass bestimmte negative moralische Werte fest in die Gesellschaft intigriert werden. Diese seien dann für immer da. Der Mensch ist allerdings ein veränderliches Wesen, so etwas wie Beständigkeit gibt es bei uns nicht. Wir müssten schon alle Roboter werden, die nie ein update erfahren. Wovon übrigens auch gesprochen wird. Ab und zu kam es mir wie ein Sci-Fi Roman vor. Leider bin ich auch davon kein großer Fan.

Wenn ihr also die Menschheit für übelst krass haltet, dass sogar die noch nicht gefundenen Aliens uns toll finden würden, ihr Bock auf Sci-Fi und Weltuntergangs-Szenarien habt, Massentierhaltung ok findet, wenn es dafür allen Menschen auf der Welt jedes Jahr besser geht, dann kann ich euch What we owe the future nur empfehlen. Wenn ihr aber eher der Meinung seid, dass Menschen irrelevant sind und ihr euch keine großen Gedanken darum macht, ob oder ob halt nicht, dann bleibt dem Buch ganz weit fern.

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